Heimatmuseum
Das Heimatmuseum befindet sich in Willich,
Ortsteil Schiefbahn, im alten Oetker Park
am St.-Bernhard-Gymnasium,
Albert-Oetker-Straße 108.

Das geschah hier vor über 200 Jahren.

Die französische Zentralregierung war stets daran interessiert zu wissen, welche Erträge in den Gemeinden erzielt
wurden und welche Feldfrüchte angebaut wurden.
Der Maire hatte darüber zu berichten und so erfahren wir Einzelheiten über den damaligen Flachs/Leinanbau.

316 An Unter-Präfekt den 18. August 1811

Hiermit beantworte ich die Fragen bezüglich des Lein- und Hanfanbaus,
wie in dem Rundschreiben von Monsieur Präfekt mit dem Datum vom 1. Juli angesprochen.

1. In unserer Gemeinde wird kein Hanf angebaut, sondern nur Lein auf etwa 8 Hektar.

2. Der Lein ist reichlich in den Bezirken Erkelenz und Bracht vorhanden,
der Anbau von Hanf ist in unseren Nachbargemeinden ganz unbekannt.

3. Der Lein wird hier schon seit ewigen Zeiten angepflanzt.

4. Ein guter Boden, fett, leicht, und wenig feucht eignet sich bestens für Lein.
Je nach Bodenart muss dieser unterschiedlich vorbereitet werden. In unserer Gemeinde ist der Boden ärmlich.
Er wird vorm Winter umgegraben, dann mit verbranntem Mist und dem Schlamm der Straßen und Gräben gedüngt.

5. Verwendet wird üblicherweise Samen aus unserer Gegend zum Preis um 30 bis 36 Fr. je Hektoliter (100 l )

6. Gebraucht werden mindestens 2 Hektoliter 4 Dekaliter (240 l) je Hektar.
Die Hektarkosten können somit bis 200 Fr. betragen.

7. Der Lein lagert zunächst 6 bis 8 Tage in Wasser, danach wird er geschlagen und gebrochen,
bevor Halmbündel von 2,5 kg daraus gemacht werden.

8. Ein Halmbündel kostet etwa 3 bis 4 Francs.

9. Die Landwirte stellen die Portionen für ihren Eigenbedarf und Verkauf her.

10. Wir stellen auch verschiedene Stoffsorten her, die nach Neuss und an andere Händler verkauft werden.

11. Jährlich ernten wir mehr oder weniger etwa 15 Halmbündel.
Ich möchte abschließend bemerken, dass unser Boden einen sehr intensiven
Einsatz erfordert und diese Bewirtschaftung, besonders bei schlechter Ernte, kaum etwas einbringt.
Ich habe die Ehre Sie zu grüßen Laurens Hauser

Original-Übertragung aus der „Correspondance de Schiefbahn, Briefverkehr der Gemeinde 1805-1817“,
einem handgeschriebenen Buch aus unserem Archiv.